Knapp 800.000 Tonnen Lebensmittel lagern in 150 geheim gehaltenen Orten in ganz Deutschland, um im Notfall die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen. Das Konzept stammt aus den 1960er Jahren. Nur einmal, im Zusammenhang mit dem Krieg im Kosovo, wurden einige Tonnen der Vorräte gebraucht. In seiner letzten Stellungnahme mahnte der Bundesrechnungshof an, das Verhältnis zwischen finanziellem Aufwand und Gewinn für die Sicherheit der Bevölkerung neu zu bewerten.
Seit dem 1. August 2012 kann sich die Freie Universität Berlin mit seinen Konsortialpartnern diesem Themenkomplex forscherisch zuwenden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung bewilligte im Rahmen des Sicherheitsforschungsprogramms rund 2,3 Mio Euro für das dreijährige Gesamtprojekt „Neue Strategien der Ernährungsnotfallvorsorge (NeuENV)“.
Der Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Jochen Schiller freut sich sehr, dass dieses Projekt nun an den Start gehen konnte. Die Idee zu dem Forschungsvorhaben reicht in den November 2010 zurück, als sich auf Initiative des Forschungsforums Öffentliche Sicherheit erstmals Mitglieder des Zukunftsforums Öffentliche Sicherheit e. V. und Behördenvertreter zu einem informellen Gespräch über die Versorgung der Bevölkerung in Notfällen trafen. Die Idee fand auch bei den im Beirat des Forschungsforums vertretenen Bundestagsabgeordneten aller Fraktionen Anklang.
Seit April 2011 finanzierte zudem die Tengelmann WHG KG auf Initiative von Dr. Helmut Grimm eine befristete Forschungsstelle an der FU Berlin, um den wahrgenommenen Forschungs- und Entwicklungsbedarf auch wissenschaftlich untermauern zu können. Dipl. oeco. troph. Ute Menski, MSc, die seinerzeit die Ernährungslage während des Stromausfalls im Münsterland untersucht hatte, konnte für diese Aufgabe gewonnen werden. Frau Menski unterstützt nun Professor Schiller in seiner Rolle als Verbundkoordinator des Projektes NeuENV. Weitere Projektpartner – neben der Freien Universität Berlin (Lehrstuhl Technische Informatik & Lehrstuhl Organisationskommunikation) – sind das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, die Tengelmann WHG KG, die FH Münster (Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe), die TH Wildau (FH) (Logistikmanagement/Logistikcontrolling), das Deutsche Rotes Kreuz, die DOCXCELLENCE GmbH und die Nations Health Career School of Management gGmbH . Gemeinsam werden nun inter- und transdisziplinär die identifizierten Forschungsfragen angegangen.
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